Von der Geschichte zur Geschichtenerzählerin
- Diana & Rico Stämpfli

- vor 54 Minuten
- 3 Min. Lesezeit

Sehr aktuell und doch ein jahrhundertealtes Rezept lautet: Die Lösung kommt von aussen. Ich habe ein Problem und suche bei sogenannten "Experten" die Lösung. Diese weit verbreitete Herangehensweise ist grundsätzlich verständlich und doch so einschränkend. Sie blockiert unser menschliches Potenzial und delegiert die Verantwortung für mein Leben nach aussen. Und genau diese Verschiebung der Verantwortung lässt uns klein, fehlerhaft und machtlos fühlen. Wir haben diesen Prozess der Ent-Menschlichung schon so tief in uns verinnertlicht, dass er schwer wahrzunehmen ist. Oder vielleicht doch nicht?
Wie wäre es, wenn wir alle (und ich meine wirklich alle) mit der selben Schöpferkraft ausgestattet wären? Klingt für den Kopf erstmal ver-rückt und nicht greifbar. Aber hast du dir schon mal überlegt, wo Veränderung wirklich stattfindet: im Aussen mit den "Experten" oder im Inneren mit dir selbst? Je länger wir Menschen auf ihrem Weg begleiten, desto klarer wird die Wichtigkeit dieser Frage. Der zentrale Schritt vom Aussen ins Innere zu gelangen, ist die Wahrnehmung meiner Innenwelt. Das Einüben des beobachtenden Bewusstseins bringt uns weg von der Geschichte, die wir uns über Jahre tagein und tagaus erzählen, hinzu dem Geschichtenerzähler. Das Erzählen dieser Geschichten erschafft mit jeder Wiederholung unsere Realität. Jede Geschichte über mich, meine Prägungen, meine Probleme, meine Wunden usw. hält mich in diesem geistigen Raum gefangen. Und jede Erzählung löst im Körper die selben biochemische Reaktion aus und wir gewöhnen uns an sie und verteidigen sie noch, wenn sie jemand anzweifelt. Die dadurch einhergehenden unangenehmen Gefühle bringen uns dann dazu, jemanden im Aussen zu suchen, der sie wegmacht, heilt oder löst.
Wenn wir jedoch unsere geistige Komfortzone verlassen und über den Zaun schauen, erleben wir mit jedem Mal, dass wir nicht die Geschichte, sondern der Geschichtenerzähler sind. Diese neue Fokussierung unseres Bewusstseins löst uns automatisch aus dem gewohnten Opferdasein heraus und erinnert uns an die Schöpferkraft, welche Veränderung erlebbar macht. Wir sind nicht die Gedanken, sondern beobachten die Gedanken. Wir sind nicht die Gefühle, sondern wir fühlen Gefühle. Wir sind nicht die Geschichte, sondern wir erzählen die Geschichten.
Wenn wir ganz ehrlich mit uns selbst sind und einmal überprüfen, ob die alten Geschichten im jetzigen Augenblick wirklich existieren, müssen wir zugeben, dass dies "nur" alte abgespeicherte Informationen aus der Vergangenheit sind. Es sind nur erlebbare innere Wirklichkeiten, die virtueller Natur sind. Und laut Duden bedeutet "virtuell": nicht echt, nicht in Wirklichkeit vorhanden, aber echt erscheinend. Das Erlebte einer Geschichte, existiert nur als geistiges Feld in uns, das wir immer und immer wieder selbst erschaffen.
Am Beispiel von Andrea (Name geändert) ist dies sehr schön nachzuvollziehen: Am Reflexionsgespräch wurde ersichtlich, dass sie lange Zeit ihrer eigenen Geschichte über sich selbst geglaubt hat. Sie glaubte, ihr Job zu sein. Sie glaubte, weniger wert als andere zu sein. Sie glaubte, es genüge nie. Sie glaubte, die Lösung sei im Aussen zu finden. Je öfter sie sich als Geschichtenerzählerin bewusst beobachten konnte und diese als reine Informationen aus der Vergangenheit entlarvte, wurde sie zusehens freier, selbst-bewusster und mit sich selbst verbundener. Was Andrea bis anhin unbewusst als ihre Realität akzeptierte, wandelte sich mit jeder bewussten Wahrnehmung ihrer Innenwelt zu einer freudvollen Aussenwelt. Immer mehr nahm sie Situationen und Begegnungen wahr, welche sie als bereichernd und aufbauend erlebte.
Der Schlüssel zur Veränderung tragen wir alle in uns, auch wenn es uns noch unbewusst ist: Das Fokussieren unseres Bewusstseins auf den jetzigen Moment und wie sich das im Körper als Empfindung zeigt, anstatt der alten Geschichte aus der Vergangenheit zu glauben, welche das Gehirn in ständigen Loops wiederholt. Das, was Andrea als ihr Problem beschrieb, waren nicht ihre negativen Prägungen, sondern die ständig erfahrbare Wirklichkeit, die sie immer wieder selbst erschuf. Und das ist Schöpferkraft pur, ob es sich nun um angenehme oder unangenehme Realitäten handelt.
Statt im Aussen nach Lösungen zu suchen, verbindet uns die Wahrnehmung der Innenwelt mit einem Schlag mit uns selbst. Die Frage dazu lautet: Was nehme ich in meinem Körper in diesem Moment wahr?
Hast auch du den Mut, deine eigene Geschichte zu hinterfragen?
Herzlichst Rico
100% KI-freier Text




Kommentare